Aktuelles im IPSL

Getraude Zand schreibt über Jana Krejcarová (15. 5. 2024)

Der aktuelle Beitrag des deutsch-tschechischen E*forums ist der Publikation Totale Sehnsucht. Liebesbrief – Gedichte – Clarissa – Gefängnis gewidmet, die eine Auswahl aus dem Werk von Jana Krejcarová bzw. Jana Černá bzw. Honza Krejcarová darstellt, die von Martina Lisa ausgewählt und übersetzt wurde, mit Nachwort von Matteo Colombi, und die im Ketos Verlag im Jahre 2022 erschien. „Nicht nur für ‚Fans der Untergrundkultur aus dem Kalten Krieg‘ (S. 138) ist Krejcarová durch ihr authentisches Erleben und Schreiben, die Unmittelbarkeit der Aussage und den Bruch mit bürgerlichen und literarischen Konventionen aktuell. Themen wie Missbrauch und Inzest, Masturbation und Analverkehr, Homosexualität, Drogenkonsum, Vernachlässigung des Kindeswohls oder Gefängnishaft vermögen immer noch zu provozieren. Vor allem aber gibt Krejcarová ein radikales und in ihrer Lebenszeit einzigartiges Beispiel von Selbstermächtigung, das bis heute seinesgleichen sucht. In diesem Sinne trifft Colombi ins Schwarze, wenn er die Autorin mit dem Adjektiv ‚potente‘ (S. 137) belegt.“

Pavel Kosek schreibt über die tschechischen Manuskripte aus dem 18./19. Jahrhundert (25. 4. 2024)

Der aktuelle Beitrag des deutsch-tschechischen E*forums ist der Dissertationsarbeit Aleksej Tikhonovs mit dem Titel Sprachen der Exilgemeinde in Rixdorf (Berlin). Autorenidentifikation und linguistische Merkmale anhand von tschechischen Manuskripten aus dem 18./19. Jahrhundert gewidmet, die er an der Humboldt-Universität Berlin verteidigte und die im Universitätsverlag Winter Heidelberg im Jahre 2022 erschien. „Tikhonovs Publikation ist ein innovatives und in gewisser Weise bahnbrechendes Werk in der tschechischen historischen Linguistik. Ihre Bedeutung liegt in mehreren Aspekten: 1. sie versucht, die Methoden der quantitativen Linguistik auf spezifische ältere tschechische Texte anzuwenden (insbesondere die Bestimmung der Autorschaft und die Stilometrie), 2. sie behandelt ein bisher unerschlossenes Gebiet (die handschriftlichen tschechischen Texte der Exilgemeinde aus dem 18. und 19. Jahrhundert), 3. sie führt methodologische Impulse der zeitgenössischen Soziolinguistik und der Genderlinguistik in das Gebiet der tschechischen historischen Linguistik ein, was dazu beiträgt, dass Themen erschlossen werden, die bisher vernachlässigt wurden. Es ist zu begrüßen, dass es sich um ein Buch eines jungen Linguisten handelt, der erst in die Sprachwissenschaft einsteigt und hoffentlich weiterhin neue Themen erforschen und neue Ansätze der zeitgenössischen Linguistik auf die Erforschung der Entwicklung des Tschechischen anwenden wird.“

Václav Petrbok schreibt über Ignác Leopold Kober (10. 4. 2024)

Der aktuelle Beitrag des deutsch-tschechischen E*forums befasst sich mit der Publikation Zuzana Urválkovás mit dem Titel Tajemství úspěchu. Německojazyčná knižnice Album nakladatele Ignáce Leopolda Kobra v širších literárních souvislostech [Das Geheimnis des Erfolgs. Die deutschsprachige Bibliotheksreihe Album des Verlegers Ignác Leopold Kober in einem breiteren literarischen Kontext], die 2022 im Brünner Verlag Host erschienen ist. „Zuzana Urválková ist es gelungen, eine faszinierende Publikation nicht nur über den Verleger Kober und seine verdienstvolle Belletristik-Edition zu verfassen, sondern auch die eher immer noch nur geahnten Konturen der literarischen Landschaft der böhmischen Länder in den 1850er Jahren überzeugend darzustellen, die trotz des politisch repressiven Regimes in beiden Sprachen effektiv zum Wohle der Kultur des gemeinsamen Landes zusammenwirkten.“

Mirek Němec schreibt über den neuesten Roman Daniel Kehlmanns (28. 3. 2024)

Der nächste Beitrag des deutsch-tschechischen E*forums beschäftigt sich mit dem neuen Roman von Daniel Kehlmann mit dem Titel Lichtspiel, den im Jahre 2023 der Hamburger Rowohlt Verlag herausgab. „Das Schicksal des Romanhelden und seiner Angehörigen zeigt, dass Ohnmacht noch lange keine Machtlosigkeit ist. Es scheint also besser zu sein, sein Talent und seine Kreativität (ganz oder nur zeitweise) aufzugeben, als zur Marionette eines unmenschlichen politischen Regimes zu werden. Die Taten der Machtlosen führen zwar nicht zwangsläufig zur Kollaboration, aber sie werden keineswegs mit einem glücklichen Familienleben oder dem Seelenfrieden einer sinnvollen künstlerischen Arbeit belohnt, die Erfüllung und Befriedigung bringt. Letztlich bleibt aber die Frage, ob und wie viel Macht die Machtlosen im Totalitarismus wirklich haben.“

Marie Krappmann schreibt über die Stereotypisierung des Judentums (22. 2. 2024)

Der nächste Beitrag des deutsch-tschechischen E*forums befasst sich mit der Publikation Obrazy zášti. Vizuální projevy antijudaismu a antisemitismu v českých zemích. Die tschechische Übersetzung wurde von Eva Janáčová a Jakub Hauser 2022 herausgegeben. „Die umfassende Monographie Obrazy zášti erfüllt, was ihre Herausgeberin in den einleitenden Worten andeutet: Sie baut in vielerlei Hinsicht auf der Kollektivmonographie Obrazy nenávisti auf; der Leser, der mit dem Buch von 2020 vertraut ist, wird häufig auf bereits formulierte Thesen und teilweise veröffentlichtes Bildmaterial stoßen. Andererseits bietet die Monografie, die von den neu eingeladenen Autoren Daniel Soukup, Daniel Baránek und Alice Aronová mitverfasst wurde, viele neue Informationen und Analysen aus dem geografischen Kontext der böhmischen Länder oder betrachtet das in Obrazy nenávisti behandelte Material aus anderen Perspektiven. Der Leser, der beide Publikationen liest, wird nahezu vollständig über die visuellen Erscheinungsformen des Antisemitismus in Mitteleuropa und den böhmischen Ländern informiert sein.“

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